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Montag, 24. Februar 2014

Tai Hu Hong Cha


Wenn sich die Sonne im Februar schon so oft zeigt und ich vormittags Zeit finde, ist es für mich immer wieder ein besonderer Moment einen besonderen Tee am Fensterbrett zu trinken. Die Sonnestrahlen wärmen und der richtige Tee verbreitet ein entspannendes Gefühl im ganzen Körper. Heute war für mich von Anfang an klar, welcher Tee in meiner Shiboridashi landet. Einer von drei schwarzen Tees aus Yixing (Tai Hu, dem großen See), den Herr Thamm von einer befreundeten Yixing Künstlerin bekommen hat.

Teegarten des Tai Hu Hong Cha - Quelle: Chen Keyi/CháDào


Gerne zitiere ich meinen allerersten Eindruck zu dem Tee, den ich bereits Herrn Thamm geschildert hatte: "Das trockene Blatt ist ein Fest für Augen und Nase. So einen intensiven Duft geben nicht viele trockene Blätter ab." Das gedrehte Blatt gibt mit einer wirklich atemberaubenden Intensität diverse Frucht-, Blumen- und Holznoten von sich. Dabei zeigt es sich in einem wunderschönen, tiefen Schwarz mit einigen Goldenen Knospen. Genau diesen Eindruck zeigt das nasse Blatt nach dem ersten Aufguss noch ein gutes Stück stärker.


Im Schälchen spiegelt sich ein tolles Bernstein. Holz, eine dezente Malzigkeit und Honigsüße, wie von hochwertigen Schwarztees aus Yunnan und ein feiner floraler Unterton im Abgang schmeicheln dem Gaumen.


Im zweiten Aufguss wandelt sich die Honigsüße zu einer Süße, die sich am besten mit Veilchen beschreiben lässt. Neben Steinobst wie Zwetschge und Aprikose kommt eine schöne Zartbitterschokoladennote, die mich an einen Keemun erinnern lässt. Genau das findet sich auch im dritten Aufguss mit der gleichen Intensität - wow!



Beim weiteren Aufgießen wird die Zartbitterschokoladennote nun viel weicher, süßlicher - tendiert in Richtung Vollmilchschokolade. Nun nimmt auch die Veilchennote immer stärker zu. Interessant finde ich, dass mir genau diese nun immer öfter bei chinesischen Schwarztees auffällt.


Die letzten beiden Aufgüsse, fünf und sechs, zeigen diese Veilchennote nun zunehmend intensiver und das Steinonbst vom Anfang kommt nun sehr deutlich zur Geltung. Ich schmecke eindeutig Pflaume, was wunderbar mit einer nur noch leicht im Hintergrund präsenten Holzigkeit harmoniert.


Fazit: Ich finde es faszinierend, auf welch tolle und ausgewogene Weise dieser Hong Cha es schafft, verschiedene Eigenschaften diverser chinesischer Schwarztees in sich zu vereinen. Ein ausgewogene Malznote wie bei Dian Hong, feine Zartbitterschokolade, wie bei guten Keemuns und die bis zum Ende hin stärker werdende Veilchennote wie bei vielen anderen Schwarztees aus China.

Samstag, 22. Februar 2014

Andrzej Bero für "La Maison de Théières"

Ich habe bereits an anderer Stelle von einem kleinen Laden in der Augsburger Altstadt berichtet. Die tolle Atmosphäre und der freundliche Besitzer haben mich in den letzten Monaten immer öfter ins "La Maison de Théières" gezogen. Angeboten werden dort hauptsächlich japanische Gusseisenkannen, Messer, Keramiken, aber auch diverese Teekeramiken und Keiko-Tees.

Laden vom Tresen aus

Oft hat mir der Besitzer Christoph Kienle eine Schale Tee angeboten und wir sind ins Gespräch gekommen. Igrendwann bot ich ihm an mal selbst Tee und Geschirr mitzubringen und diesen vor Ort zuzubereiten. Um was für einen Tee es sich dabei handelte weiß ich nicht mehr genau (ich glaube es war ein Shincha), dafür weiß ich noch, dass ich ihn in meiner Shiboridashi von Andrzej Bero zubereitet habe. Der Ladenbesitzer war ganz angetan und wollte sofort wissen woher ich diese denn hätte. Vor ein paar Wochen kam er dann auf mich zu und bat mich, ob ich ein paar von Andrzej's Teekeramiken für ihn besorgen könnte. Gesagt getan! Vorgestern ist das Päckchen bei mir angekommen und gestern konnte Christoph veschiedene im japanischen Stil gehaltene Kannen in den Händen halten. Darunter befanden sich u.A. zwei Houhin, verschiedene Seitengriffkannen und eine Yuzamashi (ein Wasser-Abkühlgefäß).


Montag, 3. Februar 2014

Shan Gu Shuang Jing

Bisher war ich eigentlich nie ein richtiger Schwarzteetrinker. Abgesehen von kräftigeren Indischen ab und zu zum Frühstück, landete nur selten einer in meiner Schale. In letzter Zeit wandelte sich das jedoch weiter und weiter ins Gegenteil. Taiwanesische, wie der Sanxia Hong Cha, oder chinesische wie beispielsweise aus dem Wuyishan lerne ich nun immer mehr zu schätzen und lieben.


Dank Herr Thamm habe ich die letzten Tage einen schönen Vergleich verschiedener chinesischer Schwarztees ziehen können, von denen ich in nächster Zeit noch etwas mehr berichten werde. Unter ihnen war auch ein äußerst ansprechender aus dem Lushan in der Provinz Jiangxi.


Teegarten im Lushan in dem der Tee angebaut wird
- Quelle: Chá Dào/Sun Liang

Besagter Hong Cha wird Shan Gu Shuang Jing, oder auch roter Tee von den zwei Brunnen genannt.
Das trockene Blatt ist tief schwarz mit einigen, schönen goldenen Tips. Es zeigt eine tolle Bandbreite verschiedener Aromen - Pflaume, Holz, Veilchen stechen besonders hervor.



Das feuchte Blatt nach dem Aufgießen gibt sich sogar noch um einiges komplexer - hinzu kommen diverse Früchte und weitere florale Anklänge, welche sämtliche Sinne betören. Der erste Aufguss gibt sich in einer schönen rötlich-braunen Farbe. Schon beim ersten Schluck fällt ein wunderbar samtiges Gefühl im ganzen Mundraum auf. Eine intensive Zitrusnote tritt in den Vordergrund, welche von weichen Holznoten abgerundet wird. Begleitet wird das ganze von einer feinen Süße.


Beim zweiten Aufguss gibt das nasse Blatt nun eindeutig einen mir sehr bekannten Geruch von sich, welcher sich auch im Geschmack niederschlägt. Veilchen und Gewitterblumen! Wieder fühle ich mich in meine Kindheit zurückversetzt, in der ich diese Blumen oft aus dem Boden gerissen habe. Es ist einfach toll, wenn man Kindheitserlebnisse mit einer entspannenden Schale Tee assoziieren kann! Dies harmoniert super mit den weichen Holznoten, Zitrusfrüchten und Steinobst, wie etwa Zwetschge.


Im dritten Aufguss tritt lediglich die Zitrusnote etwas in den Hintergrund. Veilchen und nun auch etwas schwächer werdende holzige Anklänge dominieren.
Ich gieße ein weiteres Mal auf und nun lässt mich der Tee an einen sonnige Sommertag im Obstgarten denken. Veilchen, Blumenwiese und diverse Früchte schmeicheln zusammen mit der weiterhin anhaltenden Samtigkeit meinem Mund - Toll!


Fazit: In den letzten beiden Aufgüssen - fünf und sechs - wird der Tee etwas schwächer, behält dabei aber seine tolle Veilchennote, welche mir extrem gut gefällt! Diese ist mir nun auch schon öfter bei vor allem hochwertigeren chinesischen Schwarztees in den späteren Aufgüssen aufgefallen. Auch das konstant anhaltende samtige Mundgefühl und die Komplexität sowie Variabilität in und besonders zwischen den einzelnen Aufgüssen habe ich so bisher bei kaum einem schwarzen Tee bemerkt - grandios!