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Montag, 25. November 2013

Ein weiterer grandioser Dan Cong

Diesen Post wollte ich eigentlich schon seit Längerem veröffentlichen, bin bisher aber leider nicht dazu gekommen, da das meist einiges an Zeit in Anspruch nimmt. Diese hatte ich zwar Anfang letzter Woche, dafür aber keinen funktionierenden Laptop um die passenden Bilder hochzuladen..
Begonnen hat der Tag mit einem Ausflug an die Ränder der kalten und nebligen Westlichen Wälder und schon zu Beginn stand für mich fest, dass einer der Tees, die ich von Chris zugeschickt bekommen habe den Tag im Anschluss perfekt abrunden würde. Neben verschiedenen Yan Chas stand auch ein chinesischer Oolong aus Guangdong bereit getrunken zu werden. Dabei handelte es sich um einen Feng Huang Dan Cong, auch Phönix Dan Cong genannt.


Wie ich es bereits von anderen Oolong Tees aus dieser Region kenne, sind die Blätter sehr dünn, spiralförmig gedreht und bestechen durch eine durch Röstung und stärkere Oxidation enstandene hell- bis dunkelbraune Farbe. Feine Röstnoten lassen sich auch am trockenen Blatt erahnen, welche sich wunderbar mit leicht-fruchtigen Anklängen wie etwa Mango paaren. Im vorgewärmten Tonkännchen wirkt das Blatt noch fruchtiger, fast pfirsichartig, was von einer dezenten, floralen Säure abgelöst wird.


Der erste Aufguss zeigt sich mit einer wunderschönen hellorangenen Farbe, welche zu meinem Eindruck von Pfirsichen passt. Dabei wirkt der Tee enorm leicht, fast schon filigran auf der Zunge. Eine Röstnote sticht nur ansatzweise in Form von einer gewissen Brotigkeit hervor. Vielmehr besticht er durch eine fruchtige, leichte Süße.


Im nächsten Aufguss findet man etwas dunkleren Bernstein, der Tee wirkt nun angenehm vollmundig. Was sich nun auch am Geruch erahnen lässt, sind ausgewogene florale Aromen, welche wunderbar mit einer im Nachklang auftretenden säuerlich-bitteren Note harmonieren. Das ganze steht im Gegensatz zu einer atemberaubenden karamellenen Süße und eindeutigen Fruchtnoten wie Mango und Pfirsich.
Die anfängliche Filigranität erinnert mich stark an andere Dan Congs, die teilweise mehr Aufgüsse warteten, bis sie so aus sich herauskamen, wie dieser schon im zweiten Aufguss - toll!



Der dritte Aufguss besticht sofort durch seinen Geruch - K-A-R-A-M-E-L-L!
Mein erster Eindruck: Süß, süß, süß, süß! Dies wird aber von einer starken Herbe im Abgang unterstrichen - diese bleibt jedoch nicht lange im Mund. Vielmehr ist es diese grandiose Süße, die eine gefühlte Ewigkeit meinen Mundraum ummantelt.

die Blätter sind teilweise so fest gedreht, dass sie sich nicht lösen lassen

Auch bei den folgenden Aufgüssen besticht der Tee durch seine tolle Süße und verliert dabei keineswegs an Vielschichtigkeit - manchmal sticht eine leicht herbe Note hervor, manchmal florale Noten, dann wieder Frucht, dann wieder starke Süße, oder diese stehen sich gegenüber und ergänzen sich auf eine wunderbare Weise. Erst ab dem siebten oder achten Aufguss bekommt dieser Oolong gewisse "Rundungen". Nun geht er viel geschmeidiger, und ja - runder über die Lippen. Weiterhin lassen sich süße Frucht und feine Blume finden, jedoch verschwindet auch nun die leichte Herbe im Abgang, was jedoch keineswegs negativ auffällt. Vielmehr bringt genau das ein harmonisches Ende, da der Tee nicht viel an Intensität bishin zum zehnten, oder auch elften Aufguss verliert, nein - er wirkt lediglich etwas runder, ohne Ecken und Kanten. 
Danke dafür Chris!

Dienstag, 17. September 2013

Buddhas Hand

Bei meinem letzten Besuch im Teahouse ist nicht nur ein Shincha in meiner Tasche gelandet. Nachdem ich schon einmal eine Probe eines anderen Tees verkosten durfte, wollte ich dieses Mal etwas mehr davon.
Fo Shou 佛手, zu Deutsch Buddhas Hand wird dieser Tee genannt. Der Name kommt von dem Duft, den dieser in Taiwan angebaute Oolong versprüht. Dieser soll an den Duft einer Zitrusfrucht (ich habe selbst noch nie eine gesehen, oder probiert) mit dem Namen Buddhas Hand erinnern. 

Zitronatzitrone - Sorte: Buddhas Hand (Quelle: Wikipedia)
 
Das trockene Blatt erinnert rein optisch stark an chinesische Felsentees: dick gerollt, grünliche, über bräunliche bis hin zu fast schwarze Farbakzente schmücken dieses Blatt, was auf eine starke Oxidation und Röstung hinweist. Es verströmt einen angenehmen, doch sehr intensiven Röstgeruch und feine florale Akzente. In der vorgewärmten Tonkanne macht sich der namengebende Geruch nun bemerkbar. Eindeutig Zitrusfrüchte, welche mich dank der feinen Süße stark an Orangen denken lassen. 

schönes Farbspiel von grün bis schwarz

Der erste Aufguss zeigt sich mit einem leuchtendem Gelb, was natürlich sehr schön zur assozierten Zitrusfrucht passt. Feine, wie auch bei Felsentees übliche Röstaromen steigen in meine Nase und breiten sich mit dem ersten Schluck in meinem Mund aus. Diese stehen mit ihrer leichten Herbe in einem tollen Kontrast zu reifen Zitrusfrüchten. Beim zweiten Schluck kommt nun ein schöner Wechsel von süß zu sauer, wieder süß und dann wieder sauer, was letztendlich von einem leichten, mineralischen Anklang im Rachen abgelöst wird. Der Tee bringt einen wunderbaren Eindruck von leichter Unbeschwertheit mit sich, aber fühlt sich trotzdem irgendwie schwer und fast schon dickflüssig im gesamten Mundraum an. So schmecke ich bis hin zum zweiten Aufguss intensive, honigsüße Früchte. Faszinierend!

klarer, leuchtend gelber Aufguss

Nun machen sich auch die floralen Noten, die schon das trockende Blatt verströmte, bemerkbar. Die nun nur noch kurz und fast schon im Hintergrund präsente Süße wird nun sofort von einer Säure, die eine gewisse Spritzigkeit mit sich bringt abgelöst. Insgesamt macht der Tee nun, wie auch im dritten Aufguss einen viel herberen Eindruck. Diese Säure ist so intensiv, dass ich sie noch einige Minuten nach dem Trinken als die Säure von unreifen Nektarinen wahrnehmen kann. So etwas kenne ich bisher nur von japanischen Grüntees - toll wie ein so stark oxidierter Oolong diese Richtung einschlagen kann!



Im vierten und fünften Aufguss bringt dieses erneute Gefühl von Unbeschwertheit einen etwas frühen, dafür aber tollen Schluss mit sich. Das herb-säuerliche nimmt stark ab und lässt dafür feinen, süßen Früchten bis zum Ende hin ihren Platz. Genau diese scheinen selbst noch eine viertel Stunde später über meine Zunge zu gehen.

das Blatt ist sehr groß und überraschend "zerbrechlich"

Fazit: Dieser Tee gibt einem wieder genau das, was ich an gerösteten und stärker oxidierten Oolongs so gerne mag. Er bietet einem ein wahnsinnig umfangreiches und intensives Geschmacksspektrum und schafft es mich genau damit immerwieder zu beeindrucken. Zwar sind bei diesem Tee nicht so viele Aufgüsse zu erwarten, wie bei diversen anderen Oolongs, was mich jedoch nicht weiter stört, da jeder einzelne Aufguss mehr zu bieten hat, als es bei vielen anderen Tees der Fall ist.

Montag, 5. August 2013

Da Hong Pao Super Grade

Sommerzeit ist für mich komischer Weise Grünteezeit. Ob das nun an der erfrischenden Wirkung des Grüntees legen mag, kann ich für mich selbst eigentlich schwer beantworten. Ein leichter Shincha oder Mao Feng ist eindeutig bekömmlicher als ein alter Pu Erh, oder ein über Jahrzente gelagerter Oolong.. Zumindest wenn sich die Temperaturen um die 30 Grad tummeln. Jedoch liegt es bei mir eher daran, dass ich im Sommer immer auf Trap bin. Entweder liegt man am See, trifft sich mit Freunden, enstapnnt im Garten, macht einen Ausflug oder ist einfach unterwegs. So habe ich kaum die Möglichkeit, mich einem Tee zu widmen, der meine volle Aufmerksamkeit erfordert - sei es bei der Zubereitung, oder auch einfach nur beim Genuss. Gestern hatte ich, dank wechselhaftem Wetter die Chance mich einem Oolong zu widem, der nun schon seit mehreren Wochen bei mir zuhause liegt und mich ständig förmlich auffordert: "Trink' mich!"

Da ich immernoch rund um's Thema Felsentees Recherche betreibe, ist meine erste Bezugsquelle Herr Thamm, der Besitzer vom ChaDao Onlineshop, der mir schon einiges dazu beisteuern konnte. Da er jedoch zur Zeit wegen der Neueröffnung seines eigenen Teeladens in Neu Isenburg unter Umzugsstress steht, vertröstete er mich mit einigen Proben aus seinem Felsenteesortiment. Darunter befand sich auch besagter Tee. Ein da Hong Pao der höchsten Qualitätsstufe.

 

Das trockene Blatt sieht sehr vielversprechend aus: relativ dick gedreht, durch die Röstung und starke Fermentation braun bis fast schwarz, mit einem anregenden Holzkohleduft und süßlich-fruchtigen Anklängen.
Das feuchte Blatt nach dem Waschen bringt Neugierde mit sich. Sehr, sehr intensiv. Tolles Holzkohle Aroma, Waldbeeren (?) und einem schönen Wechsel von süß zu sauer. Letzeres erinnert mich doch stark an einen bereits verköstigten Song Zhong Dan Cong.



Bereits vom ersten Aufguss an kommt wahre Begeisterung auf. Mein erster Eindruck ist einfach nur: Wow, vollmundig und komplex! Gaumenschmeichelnde Süße und zwar eindeutig Karamell! Hinzu kommen mehrere, auf meiner Zunge tanzende, für mich noch nicht klar erkennbare Fruchtnoten - Heimatobst? Unterstrichen wird das ganze von einer feinen, aber doch sehr präsenten Röstnote, welche sich im Vergleich zu anderen gerösteten Tees jedoch nicht so sehr vordergründlich zeigt, sondern das Gesamtbild perfekt abrundet. Diese Eindrücke passen perfekt zu der bernsteinfarbenen Tassenfarbe.

Der zweite Aufguss kommt nun noch vollmundiger, fühlt sich fast schon zähflüssig im Mund an. Die Süße benetzt mein Zahnfleisch und meine Zähne. Die nassen Blätter geben nun auch einen angenehmen floralen Duft von sich.
 Im dritten Aufguss bin ich mir nun auch mit meiner Vermutung von Heimatobst ziemlich sicher, denn ich schmecke reife Zwetschgen. Im Nachklang ist nun neben der intensiven Süße auch die angenehme Säure von unreifen Trauben und Nektarinen präsent.


Der nächste Aufguss zeigt nun deutlich, wie komplex ein guter Oolong sein kann. Nun sind neben Obst und Karamell eindeutig florale Anklänge zu schmecken. Für mich jedoch keine typischen, wie man sie von leicht fermentierten Tees kennt.. Nein, auch nicht wie bei anderen Felsentees wie beispielesweise dem Lao Cong Shui Xian. Diesmal mit Tendenz zu Veilchen, viel süßer.
 Beim weiteren Aufgießen verliert der Tee lediglich an Röstgeschmack. Dafür drängt sich diese angenehme Säure vom Nachgeschmack immer weiter in den Vordergrund, jedoch ohne die Süße zu überdecken oder gar zu verdrängen. Dieser da Hong Pao bleibt selbst nach zehn Aufgüssen weiterhin vollmundig, komplex und spannend, verliert dabei auch kaum an Intensität.

großes, teils zerissene Blätter - kleine, perfekt erhaltene

Fazit: Genau so stelle ich mir einen wirklich guten Oolong vor. Man braucht Zeit, viel Zeit und er verlangt einem seine volle Aufmerksamkeit ab. Im Gegenzug wird man mit einer tollen Komplexität und einem wahren Feuerwerk an verschiedenen Aromen belohnt. Bei den letzten beiden Aufgüsse wollte ich noch mal alles aus dem Tee heraus holen und ihn am späten nachmittag kalt genießen. Auch nach dem Abkühlen und nach längerem Ziehen zeigt dieser Da Hong Pao seinen Oolong Charakter, da er in keinster Weise zu Bitternes tendiert und bietet sowohl warm, als auch kalt Entspannung und Erfrischung. An dieser Stelle möchte ich mich erneut bei Herr Thamm für einen faszinierenden Tee bedanken!

Samstag, 25. Mai 2013

Phoenix Dan Cong - Wald, Sonne und Tee


Nachdem ich letzte Woche in München war, durfte ich mir einen Besuch im Teahouse auf keinen Fall entgehen lassen. Neben einem japanischen Sencha und einem taiwanesischen Oolong landet auch eine Probe eines gereiften Phoenix Dan Cong aus dem Jahre 1995 in meiner Tasche. Da ich ein riesen Fan von Dan Cong Tees bin, wollte ich diesen nicht einfach nur nebenbei trinken, nein - mich verschlug es wieder einmal nach draußen. Die letzten Tage hatte es nur geregnet und auch die nächsten sollten nicht besser werden, aber Dienstag zeigte sich doch stellenweise immer wieder die Sonne und suchte ich mir ein ruhiges Plätzchen im Wald. Umgeben von weichem Moos und inmitten der Sonne war die Stimmung  wunderbar entspannend.
 
Setup im Moos

Nun zum Tee, die trockenen Blätter verströmen einen tollen Duft nach Frucht und die Röstung ist auch zu erkennen. In der vorgewärmten Kanne intensivieren sich diese Eindrücke und ein süßer, angenehmer Duft nach Zitrusfrüchten steigt in meine Nase - Grapfruit, Blutorange..

die gedrehten Blätter tendieren zwischen dunklen Brauntönen & Schwarz

Diesmal spare ich mit das Waschen der Blätter, was sich auch wirklich bezahlt macht. Der Duft der nassen Blätter wird nun atemberaubend intensiv - leichte Säure, aber auch Süße kommen hinzu. Der Geruch des Aufgusses lässt jedoch an etwas anderes denken - man riecht förmlich die lange Lagerung. Leicht erdig und Holz. Der Geschmack ist von Anfang an eindeutig und intensiv, vollmundig, gibt sich dennoch sehr weich und rund. Süße, Grapfruit und spritzige Säure, welche an Nektarine denken lässt. Feuchtes Holz, genauer Nadelholz, was sehr stark dem Geruch des Waldes ähnelt, da alles noch nass vom Regen ist. Der Tee harmoniert perfekt mit der Umgebung, toll! Auch die dunkel gerösteten Blätter zeigen sich nun doch relativ grün.

der Aufguss tendiert zwischen dunkelrot, kupfern und braun

Im zweiten Aufguss finden sich noch schönere Holznoten, gepaart von zunehmender Süße. Im Kontrast dazu steht nun die eindeutige Grapefruitnote, welche von einer wahnsinig intensiven, aber angenehmen Astringenz unterstrichen wird. Diese zeigt sich vorallem durch einen langen und intensiven Nachklang. Meine Zunge, mein Gaumen, mein Rauchen, selbst meinen Zähne werden benetzt und fühlen sich fast schon betäubt an! Genau das zeigt sich im nächsten Aufguss noch stärker, wird dabei aber keineswegs zu aufdringlich oder unangenehm. Ich bin fasziniert!

aufgegossene Blätter

Der vierte Aufguss zeigt sich plötzlich viel weicher und zurückhaltender. Holz dominiert und die Astringenz ist weg... Liegt das an der kurzen Ziehzeit? Ich gieße ein weiteres mal auf.. Das muss an der Ziehzeit gelegen haben! Denn nun zeigt sich wieder die volle Ladung Astringenz und feinherbe Frucht. Auch bei weiteren Aufgüssen kommt genau dies wunderbar zur Geltung, lediglich die Astringenz nimmt bis zum letzten Aufguss immer weiter ab und der Tee an sich gibt sich zunehmend weicher und kommt nicht mehr ganz so vollmundig vor. Aber das kommt so langsam und schleichend, dass genau das auch perfekt auf ein tolles Ende hin arbeitet.

nasses Blattgut - relativ viel Bruch

Fazit: Ein ungemein fesselnder und auch überraschender Tee. Diese intensiv-frischen Fruchtnoten hätte ich nach solch einer langen Lagerung nicht erwartet, wobei ich auch noch relativ wenig Erfahrung auf diesem Gebiet habe. Vorallem die atemberaubende Astringenz ist das, was diesen Dan Cong für mich ausmacht.

Montag, 6. Mai 2013

Wilder Tee & Alte Narzisse

Sonntags nehme ich mir immer Zeit für einen, oder wie es gestern der Fall war zwei besondere Tees.
Nachdem mir vergangene Woche mein Ausschankkännchen zerbrochen war, wollte ich ein möglichst ähnliches wieder. Jedoch gestaltete sich die Suche danach zunächst ziemlich schwer, da es in dem Shop, von dem ich es habe ausverkauft ist. Nach eine gefühlten Ewigkeit erinnerte ich mich daran, dass ChaDao Glaspitcher im Sortiment hat und wurde dort auch fündig. Neben dem Kännchen landeten noch zwei Proben verschiedener Felsentees aus dem Wuyi Gebirge in meinem Warenkorb.

Bei beiden handelt es sich um Da Hong Paos, stark fermentierte und geröstete Oolong Tees. Nummer eins nennt sich Lǎo Cóng Shuí Xiān - alte Narzisse - und der Zweite Yé Chá - wilder Tee. Aus Interesse an den Unterschieden der beiden Tees habe ich den Shopbetreiber Herr Thamm, welcher sich gerade auf Chinareise befindet, kontaktiert und eine ausführliche Antwort zu meinen Fragen mit passenden Fotos bekommen. Herr Thammbefindet sich zur Zeit in Hangzhou und wird zu einem späteren Zeitpunkt nach Wuyishan reisen. Dort wird er die Famile, die den Tee produziert noch genauer zu den unterschieden in Anbau und Verarbeitung befragen und mir sogar Fotos der entsprechenden Teesträucher zukommen lassen. Das schreit förmlich nach einem Eintrag zu den Felsentees im Allgemeinen, ich bin schon sehr gespannt!

Die Bezeichnung Ye Cha hat mich natürlich besonders neugierig gemacht. So habe ich auf meine Frage, ob es sich denn um echten wilden Tee handle folgende Antwort bekommen:

"Die "wildwachsenden" Teesträucher/-bäume sind keine wirklich wilden Bäume, die über hunderte von Jahren wild wachsen - wie etwa im Süden Yunnan (Xishuangbanna), wo die wilden Pu'erhs herstammen. Aber sie sind gewissermaßen schon wild, weil sie nicht so kultiviert (insbesondere geschnitten und in Pflückhöhe gehalten) werden wie die Teesträucher sonst üblicherweise; und sie werden deshalb dementsprechend auch höher, durchaus zwei Meter und mehr." 

Die beiden Fotos, die mir Herr Thamm hat zukommen lassen, verdeutlichen die Beschreibung doch ziemlich gut, wie ich finde.


kultivierte Teesträucher an Hang

nicht in Pflückhöhe geschnittener Strauch

Vorweg lässt sich sagen, dass die beiden Tees wirklich vorzüglich waren. Beide wurden im Tonkännchen mit gleicher Temperatur und gleichen Ziehzeiten zubereitet. 

Das trockene große, braun bis schwarz geröstete Blatt des Lao Cong Shui Xian verströmt einen intensiven Geruch nach Sommerblumenwiese.
Beim Ye Cha dominieren Holzkohlenoten im Vergleich zu Blume und auch das Blatt sieht etwas kleiner aus.


links Lao Cong Shui Xian - rechts Ye Cha
Der erste Aufguss des Lao Cong Shui Xian besitzt eine intensiv orangene Farbe, wohingegen der Aufguss des Ye Cha um einiges dunkler, leicht bräunlich ist. Die nassen Blätter verströmen nun einen Geruch, der atemberaubend intensiv ist. Die "alte Narzisse" gibt einem das Gefühl direkt in einer mit blüheneden Blumen bestückten Wiese zu liegen und der "wilde Tee" verströmt einen - von mir geliebten, atmebraubenden Holzkohle Duft.

Im Geschmack ist der  Lao Cong Shui Xian sagenhaft ausgewogen. Man hat das Gefühl, jedes einzelne Aroma kommt haargenau gleich zur Geltung. Man findet hier ein komplexes Zusammenspiel von feinen Röstaromen, angenhemer Süße und diversen Früchten. Vorallem die Fruchtnoten spielen wunderbar zusammen und es fällt mir schwer, eine bestimmte Frucht herauszuschmecken.. vielleicht etwas Feige und Pfirsich? Im Abgang wird dieses tolle Zusammenspiel von einer leckeren "Brotigkeit" ergänzt. Im Nachkläng hinterlässt er zudem ein betäubendes und leicht kribbelndes Gefühl im Rachen, sehr toll! Nur die floralen Aromen, welche die Blätter verströmen, lassen auf sich warten.

rechts der Ye Cha mit deutlich dunklerem Aufguss
Der Ye Cha gibt sich doch ziemlich anders. Er ist bei Weitem nicht so ausgewogen, viel direkter und dominater, was mir aber sehr gut gefällt! Röstaromen herrschen hier vor und auch Brot kommt stärker zur Geltung. Ein bisschen erinnert mich der erste Aufguss an Shou Pu Erh.. etwas ledrig.. Waldboden.. jedoch viel dezenter und sehr angenehm! Die Fruchtnoten kommen hintergründig vor, jedoch schmecke ich auch hier eine angehnehme Süße.

Beim zweiten Aufguss zeigt sich der Lao Cong Shui Xian noch etwas abgerundeter und es sind mineralische Anklänge zu schmecken, einfach großartig. Ab Aufguss Nummer drei kommen nun auch die floralen Aromen, gepaart mit zunehmender Süße gut zur Geltung.

Der "Wilde" hält sich jedoch sehr konstant, ohne sich geschmacklich großartig zu verändern. Braucht er aber meiner Meinung auch nicht, denn diese Intensität und Holzkohlearomen machen ihn meiner Meinung nach grnadios!


links Lao Cong Shui Xian, rechts Ye Cha - die Blätter des Ye Cha sind dunkler
Die Blätter der beiden Tees weisen wie auch der Geschmack eindeutige Unterschiede auf. Die Blätter des Lao Cong Shui Xian sind so gut wie makellos verarbeitet und sehr groß!

Die des Ye Cha hingegen sind kaum komplett erhalten und auch um einiges kleiner. Nimmt man diese in die Hand, merkt man, dass sie sich extrem leicht zereisen lassen, wohingegen sich die Blätter der "alten Narzisse" um einiges dicker, ledriger und robuster anfühlen.

sehr gut erhaltenes Batt des Lao Cong Shui Xian links

großes Blatt des Lao Cong Shui Xian
Fazit: Für die Parallelverkostung habe ich beide Tees nur 6 mal aufgegossen, da beide direkt nacheinander getrunken wurden. Natürlich sind auch mehr wohl schmeckende Aufgüsse - ca. 10 - möglich. Im Moment freue ich mich nun wirklich auf die neue Ernte und bin gespannt, was diese hervorbringen wird. Die beiden Tees waren eine schöne Erfahrung und haben mir gezeigt, dass sich trotz gleicher Herkunft und Namengebung und auch ähnlicher Verarbeitung durch Rösten und starker Fermentation, doch große Unterschiede im Geschmack finden lassen. 


Mir persönlich hat der Lao Cong Shui Xian, trotz schwächerer Röstaromen ein Stück besser gefallen, da ich eine solche Ausgewogenheit und ein solch harmonisches Zusammenspiel der Aromen bei noch keinem Tee gefunden habe.
Vielen Dank, Herr Thamm für diese beiden wunderbaren Tees!

Mittwoch, 24. April 2013

Ton, Holz und Dan Cong

Gestern bin ich bei einem Besuch im örtlichen Teeladen auf ein wunderschönes kleines Tonkännchen gestoßen. Scheint wohl keins aus Yixing zu sein und besitzt an der Unterseite auch keinen Stempel, ist jedoch makellos verarbeitet und trifft genau meine Wunschgröße von 150ml. Ich war schonlänger auf der Suche nach einer kleineren Tonkanne für stärker fermentierte und (oder) geröstete Oolong Tees und diese scheint mir perfekt dafür.

heutiges Setup - neues Kännchen & Teebot Marke Eigenbau

Heute wurde sie dann so richtig mit einem meiner Meinung nach grandiosen Dan Cong eingetrunken - und zwar einem Song Zhong Dan Cong von die Kunst des Tees. Dan Cong ist eine allgemeine Bezeichung für Oolongs aus der chinesischen Guangdong Provinz. 
Das trockene, dünn gedrehte Blatt betört durch feine Röst- und Blumenoten. Vorallem die Röstnoten intensivieren sich in der vorgewärmten Kanne und nach dem Waschen kommt ein fruchtig-süßlicher Ananasgeruch hinzu.

gedrehtes Blatt - sehr dunkel durch die Röstung

Der gold-gelbe Aufguss gibt diesen Eindruck ziemlich gut wieder. Feine Röstaromen schmeicheln dem Gaumen, begleitet von einer Süße, die stark an braunen Zucker erinnert. Hinzu kommt ein angenehm blumiger Geschmack - wie etwa Orchidee - und milde Frucht.. Ananas, Maracuja. Jedoch bleibt der Tee im Gesamteindruck noch eher zurückhaltend.

erster Aufguss

Im zweiten Aufguss zeigen sich die doch ziemlich grünen Blätter. Süße, sowie Röstnoten nehmen weiter zu. Auch die Früchte, insbesondere Ananas stechen deutlicher heraus. Auch im dritten Aufguss bleibt der Tee noch sehr dezent im Geschmack. Die Röstaromen treten deutlich zurück, bleiben jedoch. Nun dominiert eindeutig das florale Aroma, welches sich schon im ersten Aufguss gezeigt hat. Lässt mich an Bao Zhong denken, nur nicht so lieblich, viel direkter.

grünes Blattgut nach dem zweiten Aufguss

Ich gieße den Tee ein weiteres Mal auf und siehe da: er kommt vollkommen aus sich heraus! Eine verzaubernde Süße tritt hervor, welche eine gefühlte Ewigkeit den gesamten Mund ummanteld. Frucht sticht nun extrem heraus - Maracuja.. Mango..? Der Tee verursacht ein unbeschreiblich balsamierendes Gefühl auf Zunge, Gaumen, an den Backen, selbst in der Kehle! Genau das intensiviert sich nun bis hin zum sechsten Aufguss, sagenhaft.. Nun ist auch eindeutig Mango zu schmecken.



Der siebte Aufguss ändert sich nun ein wenig. Der Tee wird kräftiger, wuchtiger, ohne jedoch auch nur im Ansatz zu bittern. In der Fruchtigkeit tendiert der Geschmack nun wieder mehr zu Ananas. Dies wird vorallem im nächsten Aufguss durch eine herbe Säure im Abgang unterstrichen. Vorallem florale Aromen stehen nun im Vordergrund.

aufgegossene Blätter

Ab dem neunten Aufguss macht sich das erste Mal eine Minderung des Geschmacks bemerkbar. Dieser kann man jedoch gut mit einer etwas größeren Erhöhung der Ziehzeit (auf über zwei Minuten) entgegenwirken. So hält sich der Song Zhong noch ziemlich solide bis zum 12. Aufguss.


recht schön Verarbeitetes Blatt - Oxidation gut zu erkennen
Fazit: Dieser Tee ist extrem empfindlich in Bezug auf Wassertemperatur und Ziehzeit. Ist ein Punkt zu hoch, tendiert er sehr schnell zum Bittern. Deshalb habe ich auch nur mit Wasser aufgegossen, das gerade aufgehört hat zu kochen. Ein wirklich facettenreicher Tee, bei dem die verschiedenen Aroma toll zur Geltung kommen und sich gegenseitig unterstreichen. Was mir vorallem gefällt ist, dass der Tee sein wahres Gesicht nicht von Anfang an zeigt und man sich somit nach und nach an ihn herantasten und die feinen Aromen herausschmecken kann.