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Montag, 2. Dezember 2013

Wuyi Hong Cha

Vergangenen Freitag bekam ich ein kleines Päckchen von Herr Thamm, dem Besitzer des Cha Dao Online Shops. Unter diversen Tees befand sich auch ein Schwarztee aus der chinesischen Provinz Fujian. Dieser machte mich besonders neugierig, da er aus dem Wuyi Gebirge stammt und ich bisher nur von Oolong Tees aus dieser Region gehört habe.


Die erste Besonderheit fällt sofort beim Öffnen der Packung auf - feine Röstnoten steigen in meine Nase. Nun denkt man sich geröstete Tees aus dem Wuyishan sind ja wohl keine Besonderheit! Für mich in diesem Fall schon, da ich bisher von keinem schwarzen Tee gehört habe, der geröstet wird. Da wäre nur der Lapsang Souchong, welcher jedoch primär geräuchert ist.


Beim ersten, beim zweiten und selbst beim dritten Blick erkennt man keinerlei Unterschiede zu teiloxidierten Felsentees. Das Blatt ist dunkelbraun bis schwärzlich, relativ lang und dick gedreht.
Auch am Geruch der trockenen Blätter erkennt man keinen typischen Schwartee Charakter. Er besticht durch eine intensive fruchtige Süße, welche stark an einen Da Hong Pao erinnert.


Zubereitet wird er in meiner Shiboridashi, da man den Tee außergewöhnlich hoch dosieren kann. Der erste Aufguss darf drei Minuten ziehen. Nach dem Abgießen bekommt man eine extrem helle, bernsteinfarbene Tassenfarbe, die fast schon ins Goldene tendiert. Schaut man nun in die Shiboridashi, ist diese fast bis zum Rand hin mit Blättern gefüllt. Diese verströmen nun einen sagenhaft intensiven Duft mit einer extrem breitgefächerten Fülle an Aromen. Karamell, Blumenwiese, diverse Früchte, feine Röstaromen. Trotz der Intensität bleibt das ganze in einer gewissen Weise erfrischend.



Die helle Tasse versetzt nun ins Staunen. Sie gibt einem die gleiche nachhaltige Bandbreite an Aromen wie schon der Duft der nassen Blätter. Der ganze Mund wird von einer cremigen Süße eingenommen, diese steht in Kontrast zu einer für nur einen Bruchteil einer Sekunde präsenten Säure. Reifes Obst und Veilchen runden das Ganze perfekt ab. Auch die Röstung macht sich nur sehr leicht bemerkbar, unterdrückt keineswegs den Grundcharakter des Tees, sondern fügt dem Ganzen eine leicht markante Note hinzu. Dadurch, dass dieser Hong Cha ohne Tendez zu jeglicher Bitternes eine solch hohe Dosierung erlaubt, kann man ihn vier bis fünf, oder sogar sechs mal aufgießen, ohne diese wunderbare Intensität und Vielschichtigkeit auch nur im Ansatz zu verlieren. Selbst nach dem fünften Aufguss hinterlässt der Tee ein derart angenehmes Mundgefühl, dass man sich noch eine viertel Stunde danach von ihm eingenommen fühlt.


Selbst das feuchte Blatt vedutzt ein Wenig. Es wirkt doch recht grün und wenn man die Blätter einzeln betrachtet, fällt sofort auf das der größte Teil nicht einmal einen Riss enthält, geschweige denn zerborchen wäre. Hier sieht man mit welcher Hingabe er geerntet und verarbeitet wurde, was noch mehr Freude am Trinken beschert.

Fazit: So wirkt dieser Tee kaum wie ein Schwarztee, zumindest nicht wie einer, den ich bisher getrunken habe. Vielmehr besticht er durch Attribute, welche ich an Oolongs aus dem Wuyishan so sehr schätze und das macht diesen Hong Cha für mich zu einer wahren Besonderheit.

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